Sven König: Der König unter den Taschen

Unsere Handtasche ist unser Heiligtum. Auf den Punkt gebracht, der Mikrokosmos einer Frau, chic verpackt in nur wenigen Quadratzentimetern Leder oder Stoff, versehen mit einer frauentypischen, sehr individuellen Ordnungsstruktur. Frauensache eben - ein Refugium also, an das sich kaum ein Mann herantraut, zumindest nicht wenn MANN das Seelenleben einer Handtasche ernst nimmt. Sven König hat die Individualität und Psychologie dieses Asseccoires erkannt und entwirft seit 2009 unter dem gleichnamigen Label „SVEN KOENIG“ Handtaschen, die gleichermaßen kreativ wie funktional sind. Der Erfolg gibt ihm Recht, die Marke SVEN KOENIG etabliert sich mehr und mehr im nationalen und internationalen Fashion Markt.

Dieses hektische Herumwühlen in den Tiefen einer Handtasche: wo ist er nur, ich habe ihn doch eben… Die meisten Männer werden das nie verstehen. Auch dieses Glücksgefühl, das uns Frauen durchflutet, wenn wir dann endlich den Haustürschlüssel aus der Tasche ziehen, kennen sie nicht. Laut Statistik verbringen wir damit 76 Tage unseres Lebens, aber das ist nichts gegen die Wochen, die Männer mit Wagenpolieren verbringen oder die Monate und Jahre, die sie vor der Sportschau sitzen. Aus Sicht eines Mannes sind Handtaschen, vor allem große Handtaschen, ein verzichtbares Asseccoire - eben reine Zeitverschwendung. Deshalb haben die meisten Männer auch keine Handtasche, geschweige denn ein so intimes Verhältnis zu ihr wie wir Frauen. Handtaschen sind keine seelenlosen Transportmittel, sondern emotionale Anker in einem anstrengenden Leben. Unsere Handtasche ist immer bei uns. Eine treue Seele. Verschwiegen nimmt sie alles auf, was wir im Laufe des Tages hineinpfeffern.
 Handtaschen sind mobile Lebensräume. Der gesamte Mikrokosmos einer Frau, alles was sie ist, was sie repräsentiert, was sie braucht, um ihren Alltag zu meistern – all das besteht aus nur wenigen Quadratzentimetern Stoff oder Leder! Deshalb sollte die modernen Handtasche auch so aufgeteilt sein, wie eine gut geschnittene Vier-Zimmer-Wohnung: Schmaler Flur in der Mitte, rechts das Badezimmer mit Kamm, Lipgloss, Handspiegel und Puderdose, und die Küche: Kaugummi, Hustenbonbons, ein längst geschmolzener Schokoriegel. Links der Arbeitsbereich mit Portemonnaie, Kreditkarten, und der Verbindungszentrale mit I-phone oder Notebook. Und dann versteckt das innerste Seelenleben mit Reißverschluss und Einschubtasche – ein Bierdeckel mit einer Telefonnummer, eine Muschel aus dem letzten Urlaub, ein Foto und ein ausgerissen Zeitungsartikel aus einem Frauenjournal. Um so großräumiger und funktionaler, desto besser. Chic muss sie sein, individuell eben und repräsentativ. Wie die frauentaugliche „Architektur“ einer solchen Tasche ausgerechnet ein Mann zu Wege bringt, erklärt Sven König im folgenden Interview.

Unsere Handtasche ist unser ganz persönliches Refugium, in das besser kein Unbefugter eingreift. Eine Grenze, die sich kaum ein Mann zu überschreiten traut, denn das käme Hausfriedensbruch gleich. Sie hingegen behaupten, die Handtaschenpsycholgie einer Frau zu durchschauen - sie sagen sogar, Ihre Designs sind so individuell, wie die Frau an sich - Sie sind ein Mann! . Woher glauben Sie zu wissen, was Frauen wirklich wollen?
Klar bin ich ein Mann und wundere mich auch manchmal über meine Kundinnen, wobei es da eher um gewisse Handlungen geht als über das Wesen an sich. Meine Stärke liegt in der Kommunikation mit Ihnen. Ich arbeite seit 20 Jahren in der Modeszene, habe einen großen weiblichen Freundes- und Kundenkreis und ich hole mir aus diesem Kreis die Ideen für meine Kollektionen. Jede meiner Kreationen geht erst dann in die Produktion, wenn sie den Test der Frauen besteht. Da wird gezupft gezerrt, das Innere nach außen gekehrt und, und, und...
Warum gerade Handtaschen - wann haben sie gewusst, dass sie Handtaschen designen wollen?
Die Handtasche ist wohl der treueste Begleiter jeder Frau. Sie geht mit Ihr durch alle Lebenslagen und Spiegelt so viel der Trägerin wider. Kleider werden schneller ausgetauscht als Taschen, ich denke gerade wegen der Wirkung die Taschen bewusst oder unbewusst auf Ihre Besitzerin ausübt.
Ich habe mir vor ein paar Jahren die Frage gestellt, was dieser Begleiter haben muss um die Frauen noch Glücklicher zu machen. Aus der Frage wurde eine Leidenschaft und dann war es für mich selbstverständlich, ich muss es selbst in die Hand nehmen.
Wenn man Ihre Taschenkreationen mit Immobilien vergleicht – was haben sie im Angebot?
Solides Haus mit festem Fundament und luftigem Dachausbau. Ideal für Single, Paare oder Großfamilie, da Sie bei der Gestaltung noch mitwirken können.
Durch was werden Sie inspiriert?
Ich reise viel und gehe mit offenen Augen durch die Welt. Dabei versuche ich auch tiefer in die Kulturen der Länder einzudringen und da reicht es manchmal, sich einfach in die nächste verschrobene Bar zu setzen und die Leute anzuschauen.
Als Kreativer ist man irgendwann mit der Welt der Wirtschaft und des Geldes konfrontiert?
Natürlich ist Geld und Wirtschaftlichkeit auch bei mir ein großes Thema. Mir war schnell klar, warum es so wenig neue Designer auf den Markt schaffen. Das erste was man braucht ist Geld, viel Geld um ehrlich zu sein. Ich glaube, ein außenstehender versteht die Tragwiete unserer Branche nur schwer. Bis die erste Tasche vom Kunden gekauft wird, haben alle um mich herum an der Kollektion verdient, nur ich nicht.
Im Hinblick auf die Rentabilität - wie viel Sven König steckt in jeder Handtasche? Design ist doch eigentlich etwas sehr egoistisches und Individualität erfordert immer Mut. Wie halten Sie die Balance zwischen den eigenen krativen Ansprüchen und dem was die Massen wollen und damit auch schnelles Geld bringt?
Es gibt dazu einen tollen Spruch, nicht von mir, aber einer meiner Leitsätze.
Man ist nicht erfolgreich, weil man Geld verdient; man verdient Geld, weil man erfolgreich ist! Die Priorität ist klar auf die kreative Arbeit fokussiert. Gepaart mit den Bedürfnissen meiner Kundinnen entsteht funktionelle Mode und das verkauft sich.
Es gibt auch andere, die Handtaschen designen – wie gehen Sie mit dem Konkurrenzdruck um? 
Mich irritieren meine Mitstreiter nicht. Mir imponiert, wenn jemand einen guten Job macht und wenn derjenige aus der gleichen Branche kommt, dann weiß ich was er leisten musste für den Erfolg.
Wie gehen Sie mit Niederlagen um? Kennen Sie schlaflose Nächte – Zweifel?
Ohne schlaflose Nächte geht es wohl nicht. Mal streikt die Produktion, dann ärger mit der Spedition, oder einfach mal eine tolle Idee die einen Nachts aufspringen lässt um sie gleich festzuhalten, oder keine Idee die mich früher oder später dann auch aus dem Bett vor den Fernseher treibt. Für mich gehört das alles mittlerweile zu meinem Leben und ich finde auch das toll...
Ist so ihre neue Kollektion entstanden- nachts, vor dem Fernseher?
Meine neue Kollektion ist inspiriert vom Londo-Style und bei meinem letzten Aufenthalt in dieser multikulturellen Metropole ist mir wieder bewusst geworden, wie verschroben die Briten doch sein können. Ich meine zum einen diese konsequente Spießigkeit, mit Ihren Regeln und, zum Teil, übertrieben, gepflegte Rituale.
Dann schaust du dir die Personen näher an und du siehst den unbekümmerten, witzigen Typen, der nach Feierabend Party macht und sich ganz anders in Szene setzt. Alles ist möglich in dieser Stadt und diese Attribute spiegeln sich auf unterschiedliche Weise in der neuen Kollektion wider. Zum Beispiel sind die Leder in ihrer Aufmachung, optisch und haptisch, sehr außergewöhnlich, aber die Formen zurückhalten und Puristisch.
Erste Resonanzen?
Wie ist das mit dem Eigenlob? Ich will mal nicht so sein, es läuft sehr gut.
Was treibt Sie an weiter zu machen?
Die Liebe zum meinem Beruf, meine Kundinnen, die mir immer neue Ideen liefern und die positive Resonanzen, die ich empfange. Und Erfolg ist ein sehr großer Motor!

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